Verkaufsförderung hat bei Cyclamen viele Aspekte

Von Günther Sprau, Sinnersdorf

 

Eine Podiumsdiskussion anläßlich des Cyclamentages im GBZ Stralen machte deutlich, daß Verkaufsförderung bei diesem Produkt mindestens ebensoviele Aspekte hat, wie es Vermarktungswege gibt, um das Alpenveilchen zum Endverbraucher zu bringen. So kamen auch die Teilnehmer der Diskussion aus sehr unterschiedlichen Bereichen (siehe Übersicht). Sie machten deutlich, wie aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln die Möglichkeiten zur Verkaufsförderung gesehen werden.
´Fleur en Vogue´ von Syngenta Seeds
Hay Lamers stellte die Situation aus der Sicht eines Züchters dar. Am Beispiel der Sorte 'Jife'  machte er deutlich, daß es gilt, den Wert einer neuen Sorte dadurch zu erhalten, daß das Pflanzenmaterial zunächst nur einem beschränkten Kreis von Betrieben zur Verfügung gestellt wird. Die Rede war von jeweils sechs sorgfältig ausgewählten Betrieben in den Niederlanden und in Deutschland. Der Aufmerksamkeitswert für die Neuheit wird durch ein spezielles Etikett unterstützt. Mit einem Werbebeitrag, der über das Saatgut erhoben wird, sollen Werbemaßnahmen finanziert werden, mit denen die Aufmerksamkeit der Kunden auf den neuen Pflanzentyp gelenkt wird.

Aus der Sicht des Gartenbaubetriebes Sprünken, der sowohl Jungpflanzen, als auch Fertigware produziert, ist Qualität und gleichmäßige Sortierung, die immer durchgehalten werden sollte, eine wichtige Verkaufsförderungsmaßnahme. Der Kunde soll sich darauf vertrauen können, daß mit jeder Lieferung die gleiche Qualität bekommt. Rupert Fey machte deutlich, daß es sich für ihn bei Cyclamen - gerade wegen ihres saisonalen Charakters - um eine typische Aktionsware handelt. Es konkurrieren nicht nur viele Betriebe, die Cyclamen produzieren,  sondern auch Kulturen untereinander. So sind Orchideen, die nun schon seit mehr als einem Jahr unterhalb der Produktionskosten verkauft werden, zum Konkurrenzprodukt für Cyclamen geworden. Verschärft wird die Situation dadurch, daß der Kunde diese Kultur als wertvoller empfindet. So werden Orchideen - auch wenn sie noch etwas teuerer sind - als Geschenk bevorzugt.

 

Hans Josef Hüpen, Mitarbeiter der Landgard machte deutlich, daß es sich bei Cyclamen - zumindestens zahlenmäßig - um das wichtigste Produkt bei den "Blühpflanzen" handelt. Für das Jahr 2009 sprach er von einer abgesetzten Menge von etwa 10 Millionen Stück. Er sieht einen Trend zu kleineren Pflanzen also Minis und Midis, der jetzt schon seit mehreren Jahren anhält. Von der abgesetzten Menge sind etwa 60% kleinblumige, was wohl auf den Trend zur Verwendung im Freien zurückgeht. Aus seiner Sicht sind Cyclamen bei den Discountern als Aktionsware weniger gefragt, was sich eher positiv auf das Prreisniveau auswirkt. Auch Hüpen bestätigte die Konkurrenzsituation zwischen Cyclamen und Orchideen.

 

Aus der Sicht einer Inhaberin eines klassischen Blumengeschäftes sind Cyclamen nur dann interessant, wenn sie "aufgewertet" abgesetzt werden. Das kann der ensprechende Übertopf sein oder das Anbringen von passenden Dekoartikeln, oder aber auch die Verwendung in einem Arrangement mit anderen Pflanzen. Auch Frau Haller sieht die Pflanzen bewußt als Saisonprodukt. Ein wie auch immer geartetes Etikett an der Pflanze empfindet sie als störend. Es würde ja in Konkurrenz zur eigenen floristischen Leistung stehen und die Darstellung des eigenen Fachgeschäftes beeinträchtigen.

Ein weiterer Diskussionspunkt war, ob sich die Cyclamensaison nennenswert auf die Zeit nach Weihnachten ausweiten läßt. Während von Landgard die Meinung geäußert wurde, daß man im Februar und Anfang März nochmal recht gut Cyclamen verkaufen kann, war man bei beyond flora eher skeptisch: Je nach Witterungsverlauf kann die Nachfrage sehr gut oder auch recht schlecht sein. Große Stückzahlen bedeuten in diesem Zeitraum deshalb eher ein Risiko.

Ausführlich wurde auch diskutiert, inwieweit man Trends - wie beispielsweise in der Modebranche üblich - erkennen und nutzen kann. Dies ist aber schon in den herkömmlichen "Trendbrachen" wie etwa der Bekleidungsindustrie schwierig. Längst nicht alle Trends, die man versucht anzustoßen, werden ein Renner. Im Gegenteil: die meisten Versuche in dieser Richtung gehen eher sang- und klanglos unter. Die Blumenbranche hat in dieser Hinsicht einen weiteren Nachteil. Da Neuzüchtungen mehrere Jahre brauchen, bis sie marktreif sind, ist es wahrscheinlich, daß der Trend schon wieder vorüber ist, bevor man das passende Pflanzenmaterial hat. Das gilt auch für die Blütenfarben: Um Samen der Modefarben verstärkt zu produzieren, müssen erst mal die passenden Samenträger zur Verfügung stehen. Tröstlich ist immerhin, daß man die Entwicklung der Nachfrage hin zu kleineren Pflanzen rechtzeitig erkannt hat, mit denen sich durch die Verwendung zur Pflanzung im Freiland ein neues Marktsegement aufgetan hat.

Die beschriebene Podiumsdiskussion fand am 23. September 2010 im Gartenbauzentrum Straelen statt. Veranstalter war der Arbeitskreis Cyclamen im Landesverband Gartenbau Rheinland in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NRW.

 



 

Teilnehmer der Podiumsdiskussion

Teilnehmer Institution / Betrieb
Michael Legrand Fördergesellschaft Gartenbau mbH
Projektleiter "Das grüne Medienhaus"
Hay Lamers Schoneveld Breeding, NL Twello
Peter Sprünken Gartenbau Peter Sprünken, Straelen Holt
Rupert Fey beyond flora, Vermarktung, Organisation und Marketing für den grünen Markt
Hans Josef Hüpen Landgard GmbH, Qualitätskontrolle
Sabine Haller Haller Floristik, Bad Neuenahr
Moderation:
Richard Niehues
Landwirtschaftskammer NRW, GBZ Auweiler, betriebswirtschaftliche Beratung

 

 

 

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